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Mit einem klaren Bekenntnis gegen Gewalt an Frauen ist das Kooperationsgremium „Für Lippe gegen häusliche Gewalt“ zu seinem zweiten Treffen in diesem Jahr im Kreishaus zusammengekommen. Rund 50 Fachkräfte aus Beratungsstellen, Jugendämtern, Polizei, Justiz, Opferschutz und Medizin nutzten die Veranstaltung zum Austausch und zur fachlichen Vertiefung. Neuer Schirmherr des Netzwerks ist Landrat Meinolf Haase, der betonte, dem Thema Gewalt gegen Frauen künftig noch mehr Gewicht verleihen zu wollen. Entscheidend sei dabei eine enge Zusammenarbeit über kommunale, Landes- und Bundesgrenzen hinweg.
Im Mittelpunkt der Sitzung standen die Umsetzung der Istanbul-Konvention sowie aktuelle Entwicklungen rund um das geplante Gewalthilfegesetz des Bundes. Ein besonderer Fokus lag auf dem Thema Femizide. Die Bochumer Sozialwissenschaftlerin Dr. Julia Habermann stellte aktuelle Forschungsergebnisse vor und erläuterte, warum der Begriff Femizid eine wichtige analytische Kategorie darstellt. Er mache deutlich, dass es sich bei der Tötung von Frauen häufig um Taten handelt, die auf langanhaltenden Macht- und Kontrollstrukturen beruhen.
Habermann verwies auf einen zentralen Unterschied zwischen juristischer Bewertung und sozialwissenschaftlicher Analyse. Während Gerichte in Partnerschaftstötungen oft emotionale Ausnahmezustände der Täter betonten, zeigten wissenschaftliche Untersuchungen wiederkehrende Muster von Dominanz, Besitzansprüchen und Kontrolle. Diese Diskrepanz könne Einfluss auf die strafrechtliche Einordnung der Taten haben.
Besondere Aufmerksamkeit galt sogenannten Trennungsfemiziden. Häufig gehe diesen Taten ein schleichender Prozess aus sozialer Isolation, finanzieller Kontrolle und Überwachung voraus, der sich zuspitze, sobald Frauen ein selbstbestimmtes Leben anstreben. Auch im Kreis Lippe seien solche Strukturen in vergangenen Fällen erkennbar gewesen.
In der anschließenden Diskussion unterstrich die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises, Nicole Krüger, die Bedeutung eines funktionierenden Hochrisikomanagements. Ziel sei es, Warnsignale frühzeitig zu erkennen und institutionenübergreifend wirksam zu handeln.
Abgerundet wurde das Treffen durch die Vorstellung eines neuen Videoclips, der gemeinsam mit der HSG Blomberg-Lippe entstanden ist. Darin positionieren sich die Handballerinnen klar gegen Gewalt an Frauen und gegen Täter-Opfer-Umkehr. Zugleich wird auf die anzeigenunabhängige Spurensicherung im Klinikum Lippe hingewiesen, die Betroffenen ermöglicht, Beweise vertraulich sichern zu lassen und selbstbestimmt über weitere Schritte zu entscheiden.
Geschrieben von: Florian Jäger
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