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Lippe am Limit: Firmen kämpfen – Kosten explodieren, Insolvenzen steigen, 2026 wird zum Härtetest

today29. Dezember 2025

Hintergrund
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Es ist ein Gefühl, das viele Unternehmerinnen und Unternehmer im Kreis Lippe mittlerweile täglich begleitet: Druck. Druck, der nicht nachlässt. Druck, der stärker wird. Zahlen lügen nicht – und sie zeichnen ein beunruhigendes Bild.

Bereits 2025 sind im Kreis Lippe deutlich mehr Unternehmen in die Knie gegangen als noch im Jahr zuvor. Besonders Bau, Handel und Gastronomie sind betroffen. Immer mehr Betriebe melden Insolvenz an – manche leise, manche unter Tränen, manche nach Jahrzehnten harter Arbeit. Was sich früher wie ein Einzelfall angefühlt hat, wirkt heute wie eine Welle, die langsam, aber unaufhaltsam anrollt.

Und die Experten? Sie geben keine Entwarnung. Im Gegenteil. Große Wirtschaftsinstitute, Auskunfteien, Insolvenzanalysten – sie alle rechnen damit, dass auch 2026 keine Ruhe bringen wird. Eher das Gegenteil: Noch mehr Pleiten, noch mehr Druck auf kleine und mittelständische Unternehmen, noch mehr Unsicherheit. Lippe steht damit in einer Reihe mit vielen Regionen Deutschlands – aber hier trifft es viele Betriebe besonders hart, weil sie oft inhabergeführt, regional verankert und weniger krisenresistent sind als große Konzerne.

Währenddessen wächst auf der anderen Seite die Last auf den Schultern der Arbeitgeber weiter. Sie klagen – und sie haben Gründe dafür. Sozialabgaben, Krankenversicherung, Pflege, Rente, Arbeitslosenversicherung: Schon jetzt frisst der Staat über Sozialkassen rund ein Viertel der Bruttolohnsumme mit. Und das ist nur der Arbeitgeberanteil. Hinzu kommen Umlagen, Beiträge zur Unfallversicherung – und das alles on top zu steigenden Löhnen. Wer jemandem 3.500 Euro brutto bezahlt, legt als Arbeitgeber locker rund 800 Euro Sozialabgaben im Monat oben drauf. Pro Mitarbeiter. Jeden Monat. Ohne Pause.

Doch damit nicht genug. Viele Krankenkassen erhöhen ihre Zusatzbeiträge – und auch davon trägt der Arbeitgeber die Hälfte. Gleichzeitig steigen die Beitragsbemessungsgrenzen. Bedeutet: Wer gut verdient, kostet die Betriebe künftig noch mehr. Die Arbeitgeberverbände schlagen Alarm, sprechen offen von „Kostenexplosion“, „Untragbarkeit“ und einer gefährlichen Abwärtsspirale für Wirtschaft und Beschäftigung.

Als wäre das nicht schon Herausforderung genug, bleibt auch die Steuerfront hart. Der Kreis Lippe liegt bei den Gewerbesteuerhebesätzen im oberen Bereich: viele Gemeinden um die 450 Prozent, manche fast an der 500-Prozent-Marke. Detmold bei 468 Prozent, Bad Salzuflen noch höher. Für Betriebe, die ohnehin ums Überleben kämpfen, ist das kein Standortvorteil – sondern ein zusätzlicher Mühlstein um den Hals.

Und jetzt? 2026 wird kein Spaziergang. Der Mindestlohn steigt spürbar. Das klingt sozial – bedeutet aber für tausende Betriebe höhere Lohnkosten, was automatisch auch höhere Sozialabgaben nach sich zieht. Gleichzeitig wird Energie durch neue CO₂-Bepreisungen teurer. Transport, Heizung, Produktion – alles kostet mehr. Wer viel Energie braucht, zahlt viel. Wer wenig hat, kämpft doppelt.

Und so stehen die Unternehmen im Kreis Lippe an einem Wendepunkt. Zwischen Mut und Müdigkeit. Zwischen Kampfgeist und Resignation. Zwischen Hoffnung auf bessere Zeiten und der Sorge, dass genau diese Hoffnung der letzte Luxus ist, den man sich bald nicht mehr leisten kann.

Doch eines ist klar: Lippe ist eine Region voller Tatkraft, Erfindergeist, mittelständischem Stolz und Menschen, die anpacken. Noch geben viele nicht auf. Noch kämpfen sie. Für ihre Betriebe. Für ihre Mitarbeiter. Für ihre Heimat.

Aber 2026 wird zeigen, wer stark genug ist, wer Hilfe erhält – und wen dieses System am Ende überrollt.

Die Frage ist: Hört jemand zu? Und noch wichtiger: Handelt jemand – bevor es zu spät ist?

Geschrieben von: stanley.dost

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